Fotoausstellung im Ernst-Christoffel-Haus in Nümbrecht – Portraits, die berühren
Menschenswert – Ein Fotoprojekt gegen das Klischee vom Altenheim
Als Fotografin im Oberbergischen Kreis erlebt man viele bewegende Momente – doch manche Projekte hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Genau so war es bei der Fotoausstellung im Ernst-Christoffel-Haus in Nümbrecht, bei der ich, Katharina Hein, ganz besondere Portraits anfertigen durfte.
Altenheime hatte mit einem veralteten und vorurteilbehafteten Image zu kämpfen. Der Heimleiter Alexander Huhn, mit dem ich schon seit vielen Jahren eng zusammenarbeite, hat sich zum Zeil gesetzt, diesen Ruf zu verändern. Ich dufte dafür ganz besondere schwarz-weiß Portraits von den Bewohner*innen des Ernst-Christoffel-Haus in Nümbrecht machen.

„Was ist 20 Meter lang und riecht nach Pipi?“ – Mit Humor gegen Vorurteile
Ein sarkastischer Spruch aus dem Freundeskreis brachte den Stein ins Rollen: „Was ist 20 Meter lang und riecht nach Pipi? Die Karawane im Altenheim.“ Diese Aussagen spiegeln ein Bild wider, das dem wahren Alltag im Ernst-Christoffel-Haus in keiner Weise gerecht wird. Alexander Huhn, der das Haus vor zwei Jahren übernommen hat, hatte die Idee, mithilfe von emotionalen Portraits die Würde, das Leben und den Alltag der Bewohner in den Mittelpunkt zu rücken – fernab von Klischees.

Menschenswert: Menschen im Mittelpunkt
Das Projekt stand unter dem Motto „Menschenswert“ – ein Wortspiel, das deutlich macht: Diese Menschen sind es wert, gesehen und gehört zu werden. Sie gehören zu unserer Gesellschaft. Ihre Geschichten, ihre Lebenserfahrung, ihre Emotionen – all das sollte in den Portraits sichtbar werden. Für mich persönlich war es eine Herzensangelegenheit. Als Fotografin ohne lebende Großeltern war es besonders bewegend, in die Lebenswelt dieser Generation einzutauchen. Viele der 23 Bewohner, die ich an zwei intensiven Tagen fotografierte, könnten meine Großeltern sein – und sie hatten so viel zu erzählen.
Ein anderes Portraitshooting – nah, ehrlich, bewegend
Dieses Shooting war anders. Ziel war es nicht nur, schöne Bilder zu machen, sondern echte Begegnungen zu schaffen. Deshalb habe ich die Bewohner*innen in ihren Zimmern fotografiert und nach ihrem Lieblingsort gefragt. Die Portraits entstanden dann im Lesesessel oder auf dem Balkon, eben dort, wo sie sich wohlfühlen
Um echte Emotionen zu wecken, wurden Bezugspersonen der Bewohner gezielt zum Shooting eingeladen. Menschen, die sie kennen und denen sie vertrauen – ob Kinder, Urenkel oder langjährige Wegbegleiter. Die vertrauten Gespräche, das gemeinsame Lachen, kleine Erinnerungen – all das hat eine ganz besondere Atmosphäre geschaffen.
Denn das Shooting sollte nicht nur dokumentieren, sondern ein Erlebnis sein: Ein Moment der Freude, der hilft, trübe Gedanken zu vertreiben. Eine aufhellende Aktion gegen die manchmal schwerere Stimmung im Alltag. Fast wie ein kleines „Antidepressivum“, das durch Nähe, Aufmerksamkeit und Wertschätzung wirkt.
Ein lebenswertes Zuhause – mitten in Nümbrecht
Viele der Portraitierten kommen direkt aus Nümbrecht oder Umgebung und haben sich bewusst für das Ernst-Christoffel-Haus entschieden. Hier leben sie selbstbestimmt, in einer liebevollen Gemeinschaft. In drei Wohngruppen wird täglich frisch gekocht. Die Diakonie Michaelshovens, Trägerin des Hauses, feiert in diesem Jahr ihr 75-jähriges Jubiläum. Was ein schöner Anlass ist, um zu zeigen, dass Altenpflege mit Würde, Respekt und Lebensfreude möglich ist.
Eröffnung der Ausstellung
Im April wurde die Ausstellung feierlich eröffnet. Mit dabei waren fast alle Bewohner*innen, ihre Familien und auch meine eigenen Eltern. Eine der porträtierten Damen, stolze 101 Jahre alt, spazierte munter an uns vorbei – ein eindrucksvolles Zeichen für Lebensfreude im Alter. Die Resonanz war überwältigend. Alle erkannten sich in ihren Bildern wieder und das nicht nur äußerlich, sondern auch emotional. Die Portraits spiegeln nicht nur Gesichter, sondern auch Geschichten.
Ein voller Erfolg – mit Wirkung über Nümbrecht hinaus
Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Juni im Ernst-Christoffel-Haus zu sehen – ein Besuch lohnt sich. Danach wandert sie weiter nach Köln in die Hauptverwaltung der Diakonie. Weitere Stationen sind geplant. Auch über lokale Medien fand das Projekt großen Anklang: Es gab Berichte in der Zeitung und sogar eine Radioaufnahme. Ein Schritt in die richtige Richtung, um zu zeigen: Eine Pflegeeinrichtung ist ein Ort des Lebens, der Begegnung und ja, auch des Lachens.
Als Fotografin dankbar für dieses Projekt
Für mich als Portraitfotografin aus dem Oberbergischen Kreis war dieses Projekt eine besondere Erfahrung. Portraits zu machen, bei denen nicht Perfektion, sondern Persönlichkeit zählt, verlangt viel Feingefühl – und schenkt gleichzeitig unglaublich viel zurück. Ich bin stolz, Teil dieses Projekts gewesen zu sein. Und ich hoffe, die Bilder tragen dazu bei, den Blick auf das Alter – und auf die Menschen, die darin leben – zu verändern.










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